Achtsames Töpfern

Achtsames Töpfern

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“Keramik meets Psychologie“ oder “ein Workshop mit Tiefgang“, “Achtsamkeit zum Anfassen“
 Mir fallen mehrere Titel ein. In erster Linie ist der Kurs prozessorientiert, d.h. das Töpferwerk, was am Ende entsteht ist von sekundärer Bedeutung und doch sorgt das Endergebnis so gut wie immer für einen Wow-Moment.

Der Kurs spricht Menschen an, die sich mit dem Thema Achtsamkeit hautnah beschäftigen möchten.
Der Begriff ist Trend, Lifestyle und er nährt sogar Methoden in der modernen Psychotherapie, indem Achtsamkeits-gestützte Methoden nachweisbar Stress in uns reduzieren können und so unsere mentale Gesundheit unterstützen können.
Dieser Workshop gibt Einblick in Konzepte der positiven Psychologie und Achtsamkeitspraxis und liefert Freude im Workflow mit dem Medium Ton.
Es entstehen am Ende formschöne Schalen, Becher oder Teller, die auch noch über den Kurstermin hinaus an einige kleine Aufhänger des positiven Denkens erinnern sollen.
Der Anspruch an Perfektionismus wird in den 2,5 Stunden Kurs liebevoll entschärft – es steht die Freude am Tun ganz im Hier und Jetzt im Mittelpunkt und die einzelnen Arbeitsschritte, die ganz bewusst mit interessanten Achtsamkeitseinheiten gewürzt werden.
Gestartet wird mit einer Entspannungsübung zum Ankommen und Runterkommen. Die Werkstatt- ein historisches Bauernhaus – lädt dazu ein.

Anschließend wird der Tonschlagtisch sprichwörtlich ‘‘in Beschlag genommen‘‘ und der Klumpen dort kräftig bearbeitet – das macht nicht nur den Ton locker und geschmeidig, sondern auch so manches Gemüt.
Anschließend passiert schon ein bisschen Magie – denn aus dem Klumpen wird durch deine Hände und das Nudelholz eine Tonplatte – die Grundlage für vielfältigste Formen – aber stopp – langsam – und gleichmäßig!
Das bekommen die manchmal etwas eifrigen Teilnehmer oft von mir zu hören. Man soll sich Zeit lassen – langsam ausrollen, gleichmäßig arbeiten, beobachten was passiert: mit dem Ton und mit uns selbst. Das sind wir nicht gewöhnt. Meistens muss es schnell gehen im Alltag – wir müssen effektiv und zügig arbeiten und dabei muss es auch noch möglichst beim ersten Mal gelingen und gut aussehen. Darum geht’s hier nicht.
Und wer stolz darauf ist, seine Platte vermeintlich als erster schön glatt, gerade und gleichmäßig ausgerollt zu haben, der wird manchmal ein bisschen von mir zurückgeworfen, denn Luftbläschen, die noch im Ton sind, werden gnadenlos aufgepiekst und schon ist die Platte nicht mehr so ganz ästhetisch. Hmmm, schade, aber das darf man in dem Moment dann üben auszuhalten – denn nein, das ist nicht schlimm sondern essentiell für das Überleben des Schrühbrandes.
Umso schöner und entspannender wird der nächste Arbeitsschritt erlebt – das Glätten der Tonplattenoberfläche. Hier wird es fast schon meditativ und es dürfen endlich die Vollblutästhetiker leidenschaftlich werden.
Aber auch hier: Geschwindigkeit zurück, den Moment erleben, ja sogar genießen, die Hand, Werkzeug und Ton Eins dabei eins werden lassen. Und ganz wichtig: auch hier muss nichts 100 % tiptop werden – eine 70 % glatte Oberfläche reicht auch – dann ist das genau gut so wie es ist – genauso wie Du.
Ich könnte alle Arbeitsschritte so ausführlich beschreiben – in jedem Prozessschritt lässt sich viel über Ton und uns Menschen sagen. Erlebt es gern selbst und spürt mal in euch hinein.
Doch Moment! Das darf ich hier nicht vergessen zu erwähnen: der letzte Arbeitsschritt vor dem Trocknen: das Highlight an der Töpferscheibe. Hier kann selbst der Gedankenversunkenste nicht mehr anders als abschalten. Wenn die Drehrillen auf dem Ton erscheinen ist das ein bisschen Magie, Hypnose, Flow…wie auch immer: ‘‘Das schockt ja total!““- bekomme ich oft zu hören.
Am Ende haltet ihr etwas in den Händen, was in dieser schnelllebigen Welt von Dauer ist, etwas das bleibt und euch helfen, achtsame Momente in euren Alltag zu integrieren – auch über die Kursstunden hinaus.

Ich freue mich auf euch.

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